Schlosspark in Harbke: Vom Schlamm befreit sind Ufer und Sohle des Waschhausteichs
Das Waschhausteich-Areal im Harbker Schlosspark erholt sich allmählich von dem schweren Eingriff, der hier im Herbst notwendigerweise erfolgt war. Die Träger der Entschlammungsaktion haben sich vor Ort ein Bild vom Resultat gemacht.
„Erschrecken Sie nicht! Dass es noch so aussieht, liegt in der Natur der Sache“, warnte Michael Janssen als Vertreter des Umweltministeriums die Gäste der Gemeinde am Treffpunkt Levinskirche vor. Dabei hat sich der Anblick des Schlossparkbereichs hinter der Orangerie im Vergleich zum Oktober/November schon wieder erheblich verbessert, und der Teich selbst sieht bereits wieder nach einem solchen aus.
Auch Familie Ente fühlt sich, wie zu beobachten war, am sanierten Gewässer pudelwohl. Dafür war ein enormer Aufwand betrieben worden: Nicht nur, dass ein Bagger mit extralangem Arm ans Teichufer manövriert wurde, um den Teichgrund vom Faulschlamm zu befreien. Auf der Schlosshofseite wurde dafür eine provisorische Baustraße aufgeschüttet, und auch mehrere Bäume im Uferbereich hatten weichen müssen. Bürgermeister Werner Müller merkte dazu an: „Entschlammung klingt vielleicht erst mal simpel und schnell gemacht, aber vielen ist nicht klar, was so etwas kostet. Es ist eben nicht mal einfach so arrangiert.“
In Ziffern: 335 000 Euro wurden für die Maßnahme abgerechnet. „Das ging natürlich nur über Fördermittel, die über das Artenschutz-Sofortprogramm des Landes Sachsen-Anhalt mit einem 100-Prozent-Anteil an den Unterhaltungsverband Großer Graben als Träger der Maßnahme geflossen sind. Insofern sind wir als Gemeinde der Nutznießer, da uns die Gesundung des Waschhausteichs nichts gekostet hat“, so Müller.
Uwe Neumann, Geschäftsführer des Unterhaltungsverbands unterstrich die Notwendigkeit des Eingriffs: „Durch den Baumbestand rund um den Teich kommt natürlich viel Laub rein, was mit zur Faulschlammbildung beigetragen hat.“ Außerdem sei der Kreislauf der Wasserdynamik (Zu- und Ablauf) im Teich gestört gewesen. „So hat die Sauerstoffbindekraft nachgelassen, was vor zwei Jahren dann zu extremer Faulgasbildung geführt hat und weithin riechbar war.“ Werner Müller bestätigte: „Ein fürchterlicher Gestank in Verbindung mit plötzlich rotem Wasser, was wir anfangs noch nicht richtig deuten konnten. Wenige Tage später trieben etliche Fische tot auf dem Wasser.“ Wie sich bald herausstellte, hatte sich die für ein solches Biotop giftige Burgunderblutalge, durch den Faulschlamm begünstigt, im Teich ausgebreitet.
Anfang 2021 erging der Antrag beim Land, die sogenannte Artensofortförderung anzuzapfen, der letztlich zur Jahresmitte hin positiv beschieden wurde. Ministeriumsvertreter Michael Janssen: „Es ist ein schöner, alter Park, und der Teich mit seinen touristischen und artenschutztechnischen Belangen hat uns überzeugt, die Mittel bereitzustellen.“ Umweltstaatssekretär Steffen Eichner ergänzte: „Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass das flexibel anwendbare Artenschutzprogramm funktioniert. Der ökologische Nutzen der Maßnahme liegt in der Verbesserung der Wasserqualität und der Verhinderung kritischer Zustände des Gewässers wie zum Beispiel einer neuerlichen Blutalgenplage. Darüber hinaus wird damit eine Aufwertung des Habitats unter anderem für Frösche und Reptilien erreicht.“
Unisono lobten die Beteiligten die rasche Realisierung, nachdem die Fördermittel doch erst recht spät zugesagt waren. Planer Konrad Spiegler meinte: „Wir mussten schnell reagieren, obwohl wir gut vorgearbeitet hatten, aber eben erst ab Juni in die konkrete Planung übergehen konnten.“ Das habe dazu geführt, dass man in die witterungsungünstige Jahreszeit hineinkam. „Trotz der komplizierten Baubedingungen und des engen Zeitfensters hat aber alles gut geklappt“, befand Spiegler. Und Uwe Neumann versetzte augenzwinkernd: „Wir haben gewissermaßen undeutsch gebaut, denn der Zeitrahmen wurde eingehalten und der Kostenrahmen sogar unterschritten.“ Was während der Entschlammungsarbeiten ein Problem war – der ständige Zufluss durch mehrere Quellen –, wirkt sich jetzt überaus positiv auf die Erholung des Teichs aus: Er füllt sich flugs und wird künftig die doppelte Wassermenge im Vergleich zu vorher aufweisen, insgesamt etwa 6700 Kubikmeter bei einer Tiefe von bis zu 2,50 Metern. Rund 2900 Kubikmeter Schlamm sind entnommen und entsorgt worden.
Die Uferbefestigung gewährleisten Doppelfaschinen, die in einer Gesamtlänge von 400 Metern verlegt wurden. Als wichtigste Vorrichtung für den dauerhaften Erhalt der Wasserqualität dient ein sogenannter Doppelfalzmönch. „Damit wird das sauerstoffarme Wasser abgeleitet und das sauerstoffreiche im Teich gehalten“, erklärte Diplom-Ingenieur Spiegler und resümiert: „Die Lebensbedingungen in und am Wasser haben sich entscheidend und nachhaltig verbessert.“
Foto: Blick auf den bereits wieder gut gefüllten Waschhausteich
Text und Foto: Ronny Schoof - Volksstimme
Bild zur Meldung: Schlosspark in Harbke: Vom Schlamm befreit sind Ufer und Sohle des Waschhausteichs